Dominie: Unterschied zwischen den Versionen
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− | + | In Alirion wird sich über Dominie folgende Geschichte erzählt: | |
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+ | "Es begab sich zu einer Zeit, wo der Kontinent Alirion noch nicht lange bewohnt war. Die ersten Aussiedler aus Bralkara hatten sich niedergelassen, und immer mehr folgten dem Ruf von Argrus Lancedar.'' | ||
+ | Die nachfolgenden Siedler verteilten sich vom Hofe des Königs aus in alle Himmelsrichtungen, so dass alsbald auch die entlegensten Orte zumindest von einzelnen Familien besiedelt waren. Fernab jeglicher Zivilisation, in den Waloriwäldern, lebte ein Holzfäller mit seiner Frau. Das Leben war hart, man musste sich notwendige Dinge zum Leben selber erarbeiten. | ||
+ | Der Tag des Holzfällers teilte sich auf in seinen Beruf, das Bäume fällen und Holz bearbeiten, aber auch in die Jagd, um sich und seine Frau ernähren zu können. Regelmäßig legte er den weiten Weg nach Zentralalirion zurück um seine Waren unter die Leute zu bringen und Dinge zu erwerben, die man selber nicht herstellen konnte. | ||
+ | Seine Frau hingegen kümmerte sich um die Hausarbeit, sie webte Stoffe, schneiderte Kleidung, und kümmerte sich um die im Garten angebauten Pflanzen. | ||
+ | So lebten sie jahrein, jahraus vor sich hin. Es war ein bescheidenes Leben, aber es erging ihnen gut. | ||
+ | Die tägliche Routine, die beide so schätzten, wurde jäh unterbrochen, als die Frau des Holzfällers feststellte, dass sie ein Kind erwarten würde. Es war ihr erstes Kind, und die Geburt fiel in den Winter. Es war der kälteste Winter, den die Siedler in Alirion bis dahin ertragen mussten. | ||
+ | Die Wege aus den Waloriwäldern waren durch Schnee und Eis blockiert, so dass der Holzfäller und seine Frau ohne jegliche Hilfe ihr erstes Kind auf die Welt bringen mussten. | ||
+ | Es war eine unkomplizierte Geburt, und so erblickte ein strahlend hübsches Mädchen in einer eisigen Winternacht das Licht der Welt. Schon kurz nach der Geburt war das Mädchen von einer solchen Schönheit, dass ihre Eltern ihr keinen Wunsch abschlagen konnten. | ||
+ | |||
+ | Das Mädchen war von Geburt an ein fröhliches Kind. Die Mutter konnte sehr zeitig nach der Geburt ihren Aufgaben wieder nachgehen, da das Kind, sobald es satt und gewickelt war, schlief und keiner Aufmerksamkeit bedurfte. | ||
+ | Sobald sie laufen konnte, begleitete sie manchmal ihren Vater bei der Arbeit. Die Mutter hatte so Zeit, liegengebliebene Arbeiten zu erledigen. Obwohl die Eltern immer mit dem Kind redeten, begann das Mädchen erst spät zu sprechen. Die ersten Worte brachte sie erst mit etwa vier Jahren über die Lippen. | ||
+ | Die Eltern waren erleichtert, dass ihr Kind sich nun scheinbar wieder normal entwickeln würde. Sie wurde immer selbstständiger und bereits mit sechs Jahren durfte sie alleine in den Wald hinaus zum Spielen. Ihre Eltern waren diesbezüglich sorglos, da ihnen in den Wäldern noch nie eine Gefahr über den Weg gelaufen war. | ||
+ | Nachdem sie vormittags ihrer Mutter bei den Arbeiten im Haushalt half, durfte sie nachmittags in den Wald. Anfangs bleib sie dort nur kurz, je älter sie wurde, umso länger blieb sie jedoch im Wald. Was sie dort machte und warum sie so lange dort blieb, konnten ihre Eltern nie herausfinden. | ||
+ | Auf Fragen, was sie dort anstelle, reagierte sie nicht, und wenn ihre Eltern ihr folgten, machte sie nur einen kurzen Spaziergang und kam dann schnell zur Hütte zurück. | ||
+ | Ihre Eltern gaben es irgendwann auf, dies zu hinterfragen, da ihre Tochter immer unversehrt zurückkam. | ||
+ | Eines Tages, als das Mädchen wieder einmal aus dem Wald zurückkehrte, fand sie ihren Vater blutend vor der Hütte liegen. Sie rannte hinein und fand dort ihre Mutter tot vor. Ihr Vater erzählte ihr mit seinen letzten Worten, dass Räuber sie überfallen hätten, und beschrieb diese, damit das Mädchen ihnen aus dem Weg gehen konnte, um nicht auch noch ihr Opfer zu werden. | ||
+ | Dem Mädchen blieb nichts anderes übrig, als ihre Heimat und den Wald hinter sich zu lassen und in die nächst größere Stadt zu gehen, um dort irgendwie zu überleben. | ||
+ | |||
+ | Sie hatte Glück, dass in der Stadt jemand auf sie aufmerksam wurde. Normalerweise kümmerte sich niemand um ein zehnjähriges Mädchen. Aber ihre Schönheit verhalf ihr dazu, dass ein wohlhabender Mann sie aufnahm, sich um sie kümmerte und versprach, sie bis zu ihrem 18. Lebensjahr zu versorgen. Er ermöglichte ihr sogar, die Schule zu besuchen. | ||
+ | Das Leben in der Stadt war für sie sehr trist, sie vermisste die Ruhe im Wald. In der Schule hatte sie ein paar wenige Freunde gefunden, aber außerhalb der Schule traf sie sich mit keinem von ihnen. Die meisten mieden sie jedoch, da sie deren Meinung nach schlichtweg zu schön war. | ||
+ | Daheim hatte sie meist ihre Ruhe. Eduard, der wohlhabende Mann, der sie aufgenommen hatte, war viel auf Reisen, um seinen Reichtum noch weiter zu mehren. Seine Angestellten im Haus mieden das Mädchen, mit der Begründung, ihr Blick sei kalt und ohne jegliches Gefühl. | ||
+ | Mit ihrem 18. Geburtstag musste sie nun Eduard verlassen, dank der Schule konnte sie aber bei einem Schneider eine Lehre anfangen, wovon sie sich ein kleines Zimmer leisten konnte. Obwohl sie ihre Arbeit gut machte, stand sie aufgrund ihrer Schönheit immer in der Missgunst der Schneidersfrau. | ||
+ | Die Repressalien veranlassten sie letztendlich dazu, die Lehre bei dem Schneider aufzugeben. Auf der Suche nach einer neuen Lehre durchstreifte sie die Straßen der Stadt, bis sie von einem Herren ein unmoralisches Angebot erhielt. Aufgrund ihrer Schönheit war das Angebot so hoch, dass sie davon die nächste Monatsmiete begleichen konnte. | ||
+ | Diese Möglichkeit Geld zu verdienen gefiel ihr, da niemand sie bevormundete oder befehligte, und es leicht verdientes Geld war. So blieb sie dabei, auch wenn es sie innerlich kaputt machte. | ||
+ | |||
+ | Eines Tages kam ein Mann zu ihr, bei dem sie das Gefühl hatte, ihn schon einmal gesehen zu haben. Sie konnte sich trotz aller Bemühungen nicht erinnern, woher sie ihn kennen könnte. | ||
+ | Dieser Mann besuchte sie mehrmals und bewunderte das Reich ausgestattete Zimmer des Mädchens. Eines Tages folgte sie ihm auf die Straße und lief ihm eine ganze Weile hinterher, bis er sich mit einem weiteren Mann und zwei Frauen traf. In diesem Moment fiel es ihr auf, dass sie den Mann nicht kannte, aber die vier Personen genau der Beschreibung entsprachen, die ihr Vater ihr damals von den Räubern gegeben hat. | ||
+ | Sie belauschte die Gruppe und hörte wie sie einen Plan schmiedeten, das Mädchen zu Überfallen und auszurauben, da sie scheinbar viel Geld habe. Ihr Besucher solle noch einmal zu ihr gehen um sich auch zu vergewissern, dass es sich wirklich lohnen würde. Danach würden sie ihr dann einen gemeinsamen „Besuch“ abstatten. | ||
+ | Beim nächsten Besuch des Mannes erzählte sie ihm, dass sie vorhabe, ihrem alten Wohnort in den Wäldern einen Besuch abzustatten. Sie ging zu Recht davon aus, dass die Gruppe ihr dorthin folgen würde, um sie zu überfallen. | ||
+ | Im Waloriwald angekommen ging sie jedoch an der Hütte vorbei und verschwand im Wald, dorthin wo sie als Kind schon immer gegangen war. Die Räuber wunderten sich, folgten ihr aber weiter. Auf einer Lichtung stand das Mädchen, den Blick in Richtung der Verfolger gewandt. Die Räuber wollten die Gelegenheit nutzen und sie überfallen, als das Mädchen jedoch einen Pfiff von sich gab. | ||
+ | Plötzlich standen neben dem Mädchen zwei zähnefletschende Palthure, die ihr scheinbar gehorchten. Alle vier blieben starr vor Schreck stehen. Das Mädchen schaute aus ihren kalten Augen die Räuber an und sagte: | ||
+ | „Ich kenne ein paar reiche Männer in der Stadt, die um ein paar Münzen erleichtert werden wollen... Nennt mich Dominie!“" | ||
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+ | Sie liebte die Wildnis. Sie liebte die Weiten des Himmels, den Ruf der Vögel und den Wind auf ihrer Haut. Hier draussen war sie frei und vollkommen. Hier musste sie sich nicht verstellen. Hier musste sie nicht die Rolle spielen, die sie vor langer Zeit unfreiwillig annehmen musste! | ||
+ | Schnell schüttelte sie den Kopf, um die Gedanken an ihre Vergangenheit zu verdrängen. Ihren Blick starr geradeaus gerichtet, musterte sie die Berge am Horizont und war froh, hier auf weiter Flur zu sein. Die hohen und schroffen Massive gaben ihr immer das Gefühl, sie zu bedrängen und von oben zu erdrücken. Dies war ein Gefühl, was sie auf gar keinen Fall mochte. | ||
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+ | Sie liess den Blick abermals schweifen und die vollkommene Ruhe nötigte sie nahezu dazu, sich zu Boden gleiten zu lassen und liegend die Augen zu schliessen, als sich unscheinbar in ihrer nahen Umgebung etwas veränderte... | ||
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+ | Im Gehölz zu ihrer rechten hörte sie plötzlich Geräusche und wenige Augenblicke brachen zwei riesige Palthure hervor. Als hätten die Tiere sie schon eine Weile beobachtet, beschleunigten sie sofort und kamen auf sie zugerannt. Der Geifer troff von ihren Mäuler, die Zungen hinge lose zwischen den gelblichen und spitzen Zähnen. Die Mäuler weit aufgerissen wurden die Tiere abermals schneller. Der Boden erzitterte unten ihnen und die Distanz zu dem Mädchen wurde immer geringer... | ||
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+ | Lachend empfing das Mädchen die beiden riesigen Tiere und schlang ihr Arme um die kräftigen Hälse. Sofort stürzten die beiden Pathure zu Boden und es entstand eine riesige Kugel aus Mensch und Fell, welche über die Wiese rollte. | ||
+ | Nachdem die Drei eine Weile herumgedalbert und sich gekabbelt hatten, kamen sie zur Ruhe und die beiden grauen Riesen liessen sich zu beiden Seiten des Mädchens nieder. Eine Weile später war von den Tieren nur noch ein leises Schnarchen zu hören. Sie vertrauten dem Mädchen so, weil sich die Drei fast ihr gesamtes Leben lang kannten... | ||
+ | Das Mädchen schaute in den Himmel und beobachtete die Wolken auf ihrem Weg zum Horizont. Sie genoss diese Einsamkeit so sehr... | ||
+ | Leider waren diese Augenblicke zu selten, schliesslich war sie die Anführerin einer kleinen Gaunerbande, die sich mit Ach und Krach durchschlugen. Sie lebten von kleineren Überfällen und Betrügereien, aber ein Leben und Saus und Braus war dies mit Sicherheit nicht. | ||
+ | Ihre menschlichen Gefährten hatte sie heute in der Stadt gelassen. Sie waren ihr hier in Wildnis lästig, weil sie die Ruhe und die Abgeschiedenheit nicht zu schätzen wussten. | ||
+ | Einzige ihre beiden treuen Palthure begleiteten sie auf diese einsamen Klausuren. | ||
+ | Traurig schaute sie auf Wasti und Waldi. Sie kannte die beiden seit ihrer Kindheit und ihre Augen füllten sich jedes mal mit heissen Tränen, wenn sie das zunehmde Alter an den Beiden nagen sah. Dies waren Gefühle, die sie Menschen gegenüber nie zu empfinden imstande war. Auch den Untergebenen ihrer kleinen Diebesgruppe begnete sie stets kühl und distanziert, was diese ihr mit Misstrauen und Angst zollten... | ||
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+ | Die Sonne zog einsam ihre Bahn über den blauen Himmel. Der Nachmittag neigte sich dem Ende zu, die Farben verblassten langsam und die Bäume vor der Wiese nahmen malerische Blautöne an. Noch immer lagen die drei Wesen im Gras. Zwei schliefen tief und fest, die Dritte hing ihren Gedanken nach, als sie plötzlich ein Geräusch aus dem Wald vernahm. Irgendetwas näherte sich sich langsam und vorsichtig. | ||
+ | Das Mädchen setzte sich langsam auf, den Körper zum Sprung geduckt. Ihre beiden Begleiter schienen ihre Anspannung wahrgenommen zu haben. Beide waren erwacht und drehten die Köpfe in Richtung des Waldes. Witternd sogen sie die frische Nachmittagsluft ein. Ein leises, aber sehr tiefes Knurren entrann einer Kehle. | ||
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+ | "Sschh!", machte das Mädchen und auf ein stummes Zeichen hin erhoben sich die beiden grauen Riesen und näherten sich dem Gehölz. Die Zurückgebliebene zog indes ihre Waffe und ging hinter einem nahen Busch in Deckung. Sorgsam entrollte sie ihre Peitsche, welche nun einsatzbereit im Gras lag. | ||
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+ | Auf einen leisen Pfiff hin, scherten die Palthure zu verschiedenen Seiten aus und krochen vorsichtig auf den Wald zu. Bei jedem noch so leisem Geräusch kauerten sie sich sofort nieder und suchten im hohen Gras Deckung. | ||
+ | Ein weitereres Signal des Mädchens erscholl. Die beiden Grauen sprangen auf und rannten schnurstracks in das Gehölz. Ein lautes Schnauben und Quieken erklang und ein riesiger scharlachroter Eber suchte sein Heil in der Flucht vor den beiden Untieren. Dem Keiler war natürlich aber nicht bewußt, dass seine Fluchtrichtung nicht zufällig war. Er rannte in guter Hoffnung geradewegs dem Mädchen entgegen, die nun ihre Waffe schwang und in Richtung des Ebers zog... | ||
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+ | Zu spät erkannte der Flüchtling seinen Fehler. Hinter ihm hetzten bereits die beiden Palthure zähnebleckend heran. Der Keiler änderte seine Laufrichtung nicht, sondern beschleunigte wieder, als ihn die Striemen der Peitsche trafen. Der sofort eintretende Schmerz zog sich von der linken Schulter, über den Nacken, den ganzen Rücken hinab. Eben jener Schmerz stachelte seine Wut an. Er beschleunigte nochmals und hielt nun direkt auf das Mädchen zu. | ||
+ | Die Ränder seines Sichtfeldes begannen sich rot zu verfärben. Er merkte, wie er immer weniger der Herr seiner Sinne wurde... | ||
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+ | "Oh nein!", dachte er und versuchte sich zu zügeln. "Wenn ich in Raserei verfalle, bin ich verloren...!" | ||
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+ | Mit der ganzen Kraft seines Willen konzentrierte er sich und zwang seinen Blick auf das Mädchen. Sie stand da einfach vor ihm und er senkte den Kopf. Die riesigen Hauer zielten auf die Mitte des schlanken Körpers und der Fliehende wartete auf den Aufprall... | ||
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+ | Das Mädchen sprang locker aus dem Stand zu Seite und ließ den Keiler, einem Stierkämpfer gleich, passieren. Den Schwung ihres Sprunges nutze sie zu einer eleganten Drehung und holte dabei gleichzeitig erneut mit der langen Peitsche aus. Als sie wieder sicher stand, schlug sie zu und traf den Keiler an der rechten Flanke. Das Tier quiekte wieder laut auf und suchte sein Heil in der Flucht. | ||
+ | Kalt lächelnd stand das Mädchen da und sah dem Keiler hinterher. Es wusste, dass das Gift der Peitsche seinen Dienst tun würde. Das hatte es bisher immer getan. | ||
+ | Früher oder später.. | ||
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+ | In einen langsamen Trab verfallend, lief es dem riesigen roten Untier hinterher. Ihre beiden grauen Palthure holten auf und verringerten, angefeuert von ihrer Herrin, die Distanz zum Keiler. Jener war deutlich langsamer geworden und wankte scheinbar geschwächt. | ||
+ | Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Jagderfolg dem Mädchen hold war... | ||
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+ | Als Wasti und Waldi schon fast auf Sprungreichweite heran waren, ging plötzlich ein Schaudern durch den Keiler. Unbeeinträchtigt davon, lief das Tier weiter, schien aber leicht zu schrumpfen und sich zu verändern. Kurz darauf war für nur einige wenige Augenblicke die Gestalt eines Mannes zu erkennen, bevor sich die Form des Flüchtenden, wiederum nach einem Zittern, ausdehnte und wuchs. | ||
+ | Statt der Hauer hatte das Tier nun ein Geweih am Kopf und es beschleunigte mit seinen langen Beinen auf eine Geschwindigkeit, die die Jäger nicht mithalten konnten. | ||
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+ | Schnaufend blieb das Mädchen nun stehen und schaute dem riesigen Daraka hinterher, wie er mit großen Sprüngen in einem nahen Buchenhain verschwand. | ||
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+ | "Na dem müssen wir ja mal auf jeden Fall auf den Grund gehen!", sprach es mehr zu sich selbst, als zu den beiden hechelnden Palthuren und setzte sich stirnrunzelnd und vorsichtig in Bewegung... | ||
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+ | Einen halben Tag später und viele Meilen weiter weg. Mittlerweile durchzog Dunkelheit die Wälder. Die Wärme des Tages wich einer angenehmen Kühle. Das Mädchen stand auf einer Lichtung im Wald, war jedoch nicht mehr alleine... | ||
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+ | Groß ragte er vor ihr auf. Sein Gesicht war finster und der Blick schien sie zu durchbohren. | ||
+ | Der Gestaltwandler stand neben ihm, nun in seiner menschlichen Form. | ||
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+ | Leicht panisch schaute sich das Mädchen um und entrollte ihre Peitsche. Die beiden Palthure standen neben ihr, leise knurrend und das Nackenhaar aufgestellt. Alle Drei waren zum Sprung geduckt, jederzeit bereit, anzugreifen. | ||
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+ | Der Große machte keinerlei Anstalten, das mächtige Schwert an seiner Seite zu ziehen. Er schien keinerlei Angst zu haben. Vielmehr blieb er ruhig stehen, verschränkte die breiten Arme vor der Brust und fing an, mit tiefer und sonorer Stimme zu sprechen. | ||
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+ | "Plunkett nennt man mich. Ich bin der Eine, der anders ist. Ich bin der Eine, den jeder fürchtet...!" Nach einer kurzen Pause fuhr er fort. "Wer bist du?" | ||
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+ | Das Mädchen, immer noch mit angespanntem Körper, schüttelte nur leicht den Kopf. "Das geht dich nichts an, wer ich bin. Sag mir lieber, was ihr hier darstellen wollt!" | ||
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+ | Mit einem leichten Lächeln im Gesicht deutete der Räuberhauptmann eine Verbeugung an. "Hier siehst du meine Schergen, mit denen ich das Land durchstreife." Er deutete auf einen Haufen abgerissener Gestalten, die unter einem Baum um ein Feuer lungerten. | ||
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+ | "Dann hast du uns damals überfallen, beraubt und meine Familie getötet!", entfuhr es dem Mädchen. " Ich hasse Dich!" Ein verachtender Blick traf den Hauptmann. | ||
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+ | Dieser erwiderte diesen jedoch sehr gelassen. "Meine Schergen waren das nicht. Nicht für alle Missetaten in Alirion sind wir verantwortlich. Es gibt durchaus auch Ritter, die plündern und Wege belagern..." | ||
+ | Bei diesen Worten schnaubte das Mädchen nur und blickte weiterhin verächtlich. | ||
+ | Der Räuberhauptmann nickte wissend. "Ich kann verstehen, dass du mir nicht glaubst. Aber wir sind die Räubergilde!" Er hob seinen Arm und vollführte eine kreisförmige Bewegung in Richtung seiner lagernden Begleiter. "Wir sind kein dahergelaufener Haufen von Halunken." Heriot geht durchs Bild und Plunkett hüstelt leicht. "Ehrm... also fast alle von uns!" | ||
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+ | Sorod rennt hinterher.... "also die meisten...." | ||
+ | Betretenes Schweigen machte sich in der Gruppe, welche vom Feuer hinzugetreten war, breit. Alle schauten sehr interessiert auf ihre Schuhe, so sie denn welche trugen... | ||
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+ | Nach einer sehr langen Weile der Stille spricht der Räuberhauptmann weiter: | ||
+ | "Tana hat mir berichtet, wie tapfer und klug du gekämpft hast. So etwas wissen wir wohl zu schätzen und zu würdigen. Schliess dich uns an und finde die Mörder deiner Sippe. Mit unserer Hilfe! In einer Gemeinschaft ist man stärker als alleine...! | ||
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+ | Lange schaute das Mädchen dem Riesen in die Augen. Schliesslich nickte es und sagte: "Man nennt mich Dominie. Ich werde mich euch anschliessen, wenn ihr mich so nehmt, wie ich bin. Ich werde mich niemandem weiter beugen. Ich werde mich für niemanden verbiegen!" | ||
+ | |||
+ | Der Räuberhauptmann nickte leicht und deutete mit einem Lächeln auf die Peitsche. | ||
+ | "Das freut mich zu hören. Nun kehrt hier endlich mal Zucht und Ordnung ein!" Dröhnend fing der Räuberhauptmann an zu lachen. Die meisten seiner Gefolgsleute lachten laut mit. Aber nicht alle, längst nicht alle... | ||
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[[Kategorie:Räuber]] | [[Kategorie:Räuber]] |
Aktuelle Version vom 31. Mai 2016, 09:33 Uhr
Räuberheld des Räuberhauptmanns Plunkett. Hier ein Bild des Kampflogs.
In Alirion wird sich über Dominie folgende Geschichte erzählt:
"Es begab sich zu einer Zeit, wo der Kontinent Alirion noch nicht lange bewohnt war. Die ersten Aussiedler aus Bralkara hatten sich niedergelassen, und immer mehr folgten dem Ruf von Argrus Lancedar. Die nachfolgenden Siedler verteilten sich vom Hofe des Königs aus in alle Himmelsrichtungen, so dass alsbald auch die entlegensten Orte zumindest von einzelnen Familien besiedelt waren. Fernab jeglicher Zivilisation, in den Waloriwäldern, lebte ein Holzfäller mit seiner Frau. Das Leben war hart, man musste sich notwendige Dinge zum Leben selber erarbeiten. Der Tag des Holzfällers teilte sich auf in seinen Beruf, das Bäume fällen und Holz bearbeiten, aber auch in die Jagd, um sich und seine Frau ernähren zu können. Regelmäßig legte er den weiten Weg nach Zentralalirion zurück um seine Waren unter die Leute zu bringen und Dinge zu erwerben, die man selber nicht herstellen konnte. Seine Frau hingegen kümmerte sich um die Hausarbeit, sie webte Stoffe, schneiderte Kleidung, und kümmerte sich um die im Garten angebauten Pflanzen. So lebten sie jahrein, jahraus vor sich hin. Es war ein bescheidenes Leben, aber es erging ihnen gut. Die tägliche Routine, die beide so schätzten, wurde jäh unterbrochen, als die Frau des Holzfällers feststellte, dass sie ein Kind erwarten würde. Es war ihr erstes Kind, und die Geburt fiel in den Winter. Es war der kälteste Winter, den die Siedler in Alirion bis dahin ertragen mussten. Die Wege aus den Waloriwäldern waren durch Schnee und Eis blockiert, so dass der Holzfäller und seine Frau ohne jegliche Hilfe ihr erstes Kind auf die Welt bringen mussten. Es war eine unkomplizierte Geburt, und so erblickte ein strahlend hübsches Mädchen in einer eisigen Winternacht das Licht der Welt. Schon kurz nach der Geburt war das Mädchen von einer solchen Schönheit, dass ihre Eltern ihr keinen Wunsch abschlagen konnten.
Das Mädchen war von Geburt an ein fröhliches Kind. Die Mutter konnte sehr zeitig nach der Geburt ihren Aufgaben wieder nachgehen, da das Kind, sobald es satt und gewickelt war, schlief und keiner Aufmerksamkeit bedurfte. Sobald sie laufen konnte, begleitete sie manchmal ihren Vater bei der Arbeit. Die Mutter hatte so Zeit, liegengebliebene Arbeiten zu erledigen. Obwohl die Eltern immer mit dem Kind redeten, begann das Mädchen erst spät zu sprechen. Die ersten Worte brachte sie erst mit etwa vier Jahren über die Lippen. Die Eltern waren erleichtert, dass ihr Kind sich nun scheinbar wieder normal entwickeln würde. Sie wurde immer selbstständiger und bereits mit sechs Jahren durfte sie alleine in den Wald hinaus zum Spielen. Ihre Eltern waren diesbezüglich sorglos, da ihnen in den Wäldern noch nie eine Gefahr über den Weg gelaufen war. Nachdem sie vormittags ihrer Mutter bei den Arbeiten im Haushalt half, durfte sie nachmittags in den Wald. Anfangs bleib sie dort nur kurz, je älter sie wurde, umso länger blieb sie jedoch im Wald. Was sie dort machte und warum sie so lange dort blieb, konnten ihre Eltern nie herausfinden. Auf Fragen, was sie dort anstelle, reagierte sie nicht, und wenn ihre Eltern ihr folgten, machte sie nur einen kurzen Spaziergang und kam dann schnell zur Hütte zurück. Ihre Eltern gaben es irgendwann auf, dies zu hinterfragen, da ihre Tochter immer unversehrt zurückkam. Eines Tages, als das Mädchen wieder einmal aus dem Wald zurückkehrte, fand sie ihren Vater blutend vor der Hütte liegen. Sie rannte hinein und fand dort ihre Mutter tot vor. Ihr Vater erzählte ihr mit seinen letzten Worten, dass Räuber sie überfallen hätten, und beschrieb diese, damit das Mädchen ihnen aus dem Weg gehen konnte, um nicht auch noch ihr Opfer zu werden. Dem Mädchen blieb nichts anderes übrig, als ihre Heimat und den Wald hinter sich zu lassen und in die nächst größere Stadt zu gehen, um dort irgendwie zu überleben.
Sie hatte Glück, dass in der Stadt jemand auf sie aufmerksam wurde. Normalerweise kümmerte sich niemand um ein zehnjähriges Mädchen. Aber ihre Schönheit verhalf ihr dazu, dass ein wohlhabender Mann sie aufnahm, sich um sie kümmerte und versprach, sie bis zu ihrem 18. Lebensjahr zu versorgen. Er ermöglichte ihr sogar, die Schule zu besuchen. Das Leben in der Stadt war für sie sehr trist, sie vermisste die Ruhe im Wald. In der Schule hatte sie ein paar wenige Freunde gefunden, aber außerhalb der Schule traf sie sich mit keinem von ihnen. Die meisten mieden sie jedoch, da sie deren Meinung nach schlichtweg zu schön war. Daheim hatte sie meist ihre Ruhe. Eduard, der wohlhabende Mann, der sie aufgenommen hatte, war viel auf Reisen, um seinen Reichtum noch weiter zu mehren. Seine Angestellten im Haus mieden das Mädchen, mit der Begründung, ihr Blick sei kalt und ohne jegliches Gefühl. Mit ihrem 18. Geburtstag musste sie nun Eduard verlassen, dank der Schule konnte sie aber bei einem Schneider eine Lehre anfangen, wovon sie sich ein kleines Zimmer leisten konnte. Obwohl sie ihre Arbeit gut machte, stand sie aufgrund ihrer Schönheit immer in der Missgunst der Schneidersfrau. Die Repressalien veranlassten sie letztendlich dazu, die Lehre bei dem Schneider aufzugeben. Auf der Suche nach einer neuen Lehre durchstreifte sie die Straßen der Stadt, bis sie von einem Herren ein unmoralisches Angebot erhielt. Aufgrund ihrer Schönheit war das Angebot so hoch, dass sie davon die nächste Monatsmiete begleichen konnte. Diese Möglichkeit Geld zu verdienen gefiel ihr, da niemand sie bevormundete oder befehligte, und es leicht verdientes Geld war. So blieb sie dabei, auch wenn es sie innerlich kaputt machte.
Eines Tages kam ein Mann zu ihr, bei dem sie das Gefühl hatte, ihn schon einmal gesehen zu haben. Sie konnte sich trotz aller Bemühungen nicht erinnern, woher sie ihn kennen könnte. Dieser Mann besuchte sie mehrmals und bewunderte das Reich ausgestattete Zimmer des Mädchens. Eines Tages folgte sie ihm auf die Straße und lief ihm eine ganze Weile hinterher, bis er sich mit einem weiteren Mann und zwei Frauen traf. In diesem Moment fiel es ihr auf, dass sie den Mann nicht kannte, aber die vier Personen genau der Beschreibung entsprachen, die ihr Vater ihr damals von den Räubern gegeben hat. Sie belauschte die Gruppe und hörte wie sie einen Plan schmiedeten, das Mädchen zu Überfallen und auszurauben, da sie scheinbar viel Geld habe. Ihr Besucher solle noch einmal zu ihr gehen um sich auch zu vergewissern, dass es sich wirklich lohnen würde. Danach würden sie ihr dann einen gemeinsamen „Besuch“ abstatten. Beim nächsten Besuch des Mannes erzählte sie ihm, dass sie vorhabe, ihrem alten Wohnort in den Wäldern einen Besuch abzustatten. Sie ging zu Recht davon aus, dass die Gruppe ihr dorthin folgen würde, um sie zu überfallen. Im Waloriwald angekommen ging sie jedoch an der Hütte vorbei und verschwand im Wald, dorthin wo sie als Kind schon immer gegangen war. Die Räuber wunderten sich, folgten ihr aber weiter. Auf einer Lichtung stand das Mädchen, den Blick in Richtung der Verfolger gewandt. Die Räuber wollten die Gelegenheit nutzen und sie überfallen, als das Mädchen jedoch einen Pfiff von sich gab. Plötzlich standen neben dem Mädchen zwei zähnefletschende Palthure, die ihr scheinbar gehorchten. Alle vier blieben starr vor Schreck stehen. Das Mädchen schaute aus ihren kalten Augen die Räuber an und sagte: „Ich kenne ein paar reiche Männer in der Stadt, die um ein paar Münzen erleichtert werden wollen... Nennt mich Dominie!“"
Sie liebte die Wildnis. Sie liebte die Weiten des Himmels, den Ruf der Vögel und den Wind auf ihrer Haut. Hier draussen war sie frei und vollkommen. Hier musste sie sich nicht verstellen. Hier musste sie nicht die Rolle spielen, die sie vor langer Zeit unfreiwillig annehmen musste! Schnell schüttelte sie den Kopf, um die Gedanken an ihre Vergangenheit zu verdrängen. Ihren Blick starr geradeaus gerichtet, musterte sie die Berge am Horizont und war froh, hier auf weiter Flur zu sein. Die hohen und schroffen Massive gaben ihr immer das Gefühl, sie zu bedrängen und von oben zu erdrücken. Dies war ein Gefühl, was sie auf gar keinen Fall mochte.
Sie liess den Blick abermals schweifen und die vollkommene Ruhe nötigte sie nahezu dazu, sich zu Boden gleiten zu lassen und liegend die Augen zu schliessen, als sich unscheinbar in ihrer nahen Umgebung etwas veränderte...
Im Gehölz zu ihrer rechten hörte sie plötzlich Geräusche und wenige Augenblicke brachen zwei riesige Palthure hervor. Als hätten die Tiere sie schon eine Weile beobachtet, beschleunigten sie sofort und kamen auf sie zugerannt. Der Geifer troff von ihren Mäuler, die Zungen hinge lose zwischen den gelblichen und spitzen Zähnen. Die Mäuler weit aufgerissen wurden die Tiere abermals schneller. Der Boden erzitterte unten ihnen und die Distanz zu dem Mädchen wurde immer geringer...
Lachend empfing das Mädchen die beiden riesigen Tiere und schlang ihr Arme um die kräftigen Hälse. Sofort stürzten die beiden Pathure zu Boden und es entstand eine riesige Kugel aus Mensch und Fell, welche über die Wiese rollte. Nachdem die Drei eine Weile herumgedalbert und sich gekabbelt hatten, kamen sie zur Ruhe und die beiden grauen Riesen liessen sich zu beiden Seiten des Mädchens nieder. Eine Weile später war von den Tieren nur noch ein leises Schnarchen zu hören. Sie vertrauten dem Mädchen so, weil sich die Drei fast ihr gesamtes Leben lang kannten... Das Mädchen schaute in den Himmel und beobachtete die Wolken auf ihrem Weg zum Horizont. Sie genoss diese Einsamkeit so sehr... Leider waren diese Augenblicke zu selten, schliesslich war sie die Anführerin einer kleinen Gaunerbande, die sich mit Ach und Krach durchschlugen. Sie lebten von kleineren Überfällen und Betrügereien, aber ein Leben und Saus und Braus war dies mit Sicherheit nicht. Ihre menschlichen Gefährten hatte sie heute in der Stadt gelassen. Sie waren ihr hier in Wildnis lästig, weil sie die Ruhe und die Abgeschiedenheit nicht zu schätzen wussten. Einzige ihre beiden treuen Palthure begleiteten sie auf diese einsamen Klausuren. Traurig schaute sie auf Wasti und Waldi. Sie kannte die beiden seit ihrer Kindheit und ihre Augen füllten sich jedes mal mit heissen Tränen, wenn sie das zunehmde Alter an den Beiden nagen sah. Dies waren Gefühle, die sie Menschen gegenüber nie zu empfinden imstande war. Auch den Untergebenen ihrer kleinen Diebesgruppe begnete sie stets kühl und distanziert, was diese ihr mit Misstrauen und Angst zollten...
Die Sonne zog einsam ihre Bahn über den blauen Himmel. Der Nachmittag neigte sich dem Ende zu, die Farben verblassten langsam und die Bäume vor der Wiese nahmen malerische Blautöne an. Noch immer lagen die drei Wesen im Gras. Zwei schliefen tief und fest, die Dritte hing ihren Gedanken nach, als sie plötzlich ein Geräusch aus dem Wald vernahm. Irgendetwas näherte sich sich langsam und vorsichtig.
Das Mädchen setzte sich langsam auf, den Körper zum Sprung geduckt. Ihre beiden Begleiter schienen ihre Anspannung wahrgenommen zu haben. Beide waren erwacht und drehten die Köpfe in Richtung des Waldes. Witternd sogen sie die frische Nachmittagsluft ein. Ein leises, aber sehr tiefes Knurren entrann einer Kehle.
"Sschh!", machte das Mädchen und auf ein stummes Zeichen hin erhoben sich die beiden grauen Riesen und näherten sich dem Gehölz. Die Zurückgebliebene zog indes ihre Waffe und ging hinter einem nahen Busch in Deckung. Sorgsam entrollte sie ihre Peitsche, welche nun einsatzbereit im Gras lag.
Auf einen leisen Pfiff hin, scherten die Palthure zu verschiedenen Seiten aus und krochen vorsichtig auf den Wald zu. Bei jedem noch so leisem Geräusch kauerten sie sich sofort nieder und suchten im hohen Gras Deckung. Ein weitereres Signal des Mädchens erscholl. Die beiden Grauen sprangen auf und rannten schnurstracks in das Gehölz. Ein lautes Schnauben und Quieken erklang und ein riesiger scharlachroter Eber suchte sein Heil in der Flucht vor den beiden Untieren. Dem Keiler war natürlich aber nicht bewußt, dass seine Fluchtrichtung nicht zufällig war. Er rannte in guter Hoffnung geradewegs dem Mädchen entgegen, die nun ihre Waffe schwang und in Richtung des Ebers zog...
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Zu spät erkannte der Flüchtling seinen Fehler. Hinter ihm hetzten bereits die beiden Palthure zähnebleckend heran. Der Keiler änderte seine Laufrichtung nicht, sondern beschleunigte wieder, als ihn die Striemen der Peitsche trafen. Der sofort eintretende Schmerz zog sich von der linken Schulter, über den Nacken, den ganzen Rücken hinab. Eben jener Schmerz stachelte seine Wut an. Er beschleunigte nochmals und hielt nun direkt auf das Mädchen zu. Die Ränder seines Sichtfeldes begannen sich rot zu verfärben. Er merkte, wie er immer weniger der Herr seiner Sinne wurde...
"Oh nein!", dachte er und versuchte sich zu zügeln. "Wenn ich in Raserei verfalle, bin ich verloren...!"
Mit der ganzen Kraft seines Willen konzentrierte er sich und zwang seinen Blick auf das Mädchen. Sie stand da einfach vor ihm und er senkte den Kopf. Die riesigen Hauer zielten auf die Mitte des schlanken Körpers und der Fliehende wartete auf den Aufprall...
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Das Mädchen sprang locker aus dem Stand zu Seite und ließ den Keiler, einem Stierkämpfer gleich, passieren. Den Schwung ihres Sprunges nutze sie zu einer eleganten Drehung und holte dabei gleichzeitig erneut mit der langen Peitsche aus. Als sie wieder sicher stand, schlug sie zu und traf den Keiler an der rechten Flanke. Das Tier quiekte wieder laut auf und suchte sein Heil in der Flucht.
Kalt lächelnd stand das Mädchen da und sah dem Keiler hinterher. Es wusste, dass das Gift der Peitsche seinen Dienst tun würde. Das hatte es bisher immer getan.
Früher oder später..
In einen langsamen Trab verfallend, lief es dem riesigen roten Untier hinterher. Ihre beiden grauen Palthure holten auf und verringerten, angefeuert von ihrer Herrin, die Distanz zum Keiler. Jener war deutlich langsamer geworden und wankte scheinbar geschwächt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Jagderfolg dem Mädchen hold war...
Als Wasti und Waldi schon fast auf Sprungreichweite heran waren, ging plötzlich ein Schaudern durch den Keiler. Unbeeinträchtigt davon, lief das Tier weiter, schien aber leicht zu schrumpfen und sich zu verändern. Kurz darauf war für nur einige wenige Augenblicke die Gestalt eines Mannes zu erkennen, bevor sich die Form des Flüchtenden, wiederum nach einem Zittern, ausdehnte und wuchs.
Statt der Hauer hatte das Tier nun ein Geweih am Kopf und es beschleunigte mit seinen langen Beinen auf eine Geschwindigkeit, die die Jäger nicht mithalten konnten.
Schnaufend blieb das Mädchen nun stehen und schaute dem riesigen Daraka hinterher, wie er mit großen Sprüngen in einem nahen Buchenhain verschwand.
"Na dem müssen wir ja mal auf jeden Fall auf den Grund gehen!", sprach es mehr zu sich selbst, als zu den beiden hechelnden Palthuren und setzte sich stirnrunzelnd und vorsichtig in Bewegung...
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Einen halben Tag später und viele Meilen weiter weg. Mittlerweile durchzog Dunkelheit die Wälder. Die Wärme des Tages wich einer angenehmen Kühle. Das Mädchen stand auf einer Lichtung im Wald, war jedoch nicht mehr alleine...
Groß ragte er vor ihr auf. Sein Gesicht war finster und der Blick schien sie zu durchbohren. Der Gestaltwandler stand neben ihm, nun in seiner menschlichen Form.
Leicht panisch schaute sich das Mädchen um und entrollte ihre Peitsche. Die beiden Palthure standen neben ihr, leise knurrend und das Nackenhaar aufgestellt. Alle Drei waren zum Sprung geduckt, jederzeit bereit, anzugreifen.
Der Große machte keinerlei Anstalten, das mächtige Schwert an seiner Seite zu ziehen. Er schien keinerlei Angst zu haben. Vielmehr blieb er ruhig stehen, verschränkte die breiten Arme vor der Brust und fing an, mit tiefer und sonorer Stimme zu sprechen.
"Plunkett nennt man mich. Ich bin der Eine, der anders ist. Ich bin der Eine, den jeder fürchtet...!" Nach einer kurzen Pause fuhr er fort. "Wer bist du?"
Das Mädchen, immer noch mit angespanntem Körper, schüttelte nur leicht den Kopf. "Das geht dich nichts an, wer ich bin. Sag mir lieber, was ihr hier darstellen wollt!"
Mit einem leichten Lächeln im Gesicht deutete der Räuberhauptmann eine Verbeugung an. "Hier siehst du meine Schergen, mit denen ich das Land durchstreife." Er deutete auf einen Haufen abgerissener Gestalten, die unter einem Baum um ein Feuer lungerten.
"Dann hast du uns damals überfallen, beraubt und meine Familie getötet!", entfuhr es dem Mädchen. " Ich hasse Dich!" Ein verachtender Blick traf den Hauptmann.
Dieser erwiderte diesen jedoch sehr gelassen. "Meine Schergen waren das nicht. Nicht für alle Missetaten in Alirion sind wir verantwortlich. Es gibt durchaus auch Ritter, die plündern und Wege belagern..." Bei diesen Worten schnaubte das Mädchen nur und blickte weiterhin verächtlich. Der Räuberhauptmann nickte wissend. "Ich kann verstehen, dass du mir nicht glaubst. Aber wir sind die Räubergilde!" Er hob seinen Arm und vollführte eine kreisförmige Bewegung in Richtung seiner lagernden Begleiter. "Wir sind kein dahergelaufener Haufen von Halunken." Heriot geht durchs Bild und Plunkett hüstelt leicht. "Ehrm... also fast alle von uns!"
Sorod rennt hinterher.... "also die meisten...." Betretenes Schweigen machte sich in der Gruppe, welche vom Feuer hinzugetreten war, breit. Alle schauten sehr interessiert auf ihre Schuhe, so sie denn welche trugen...
Nach einer sehr langen Weile der Stille spricht der Räuberhauptmann weiter: "Tana hat mir berichtet, wie tapfer und klug du gekämpft hast. So etwas wissen wir wohl zu schätzen und zu würdigen. Schliess dich uns an und finde die Mörder deiner Sippe. Mit unserer Hilfe! In einer Gemeinschaft ist man stärker als alleine...!
Lange schaute das Mädchen dem Riesen in die Augen. Schliesslich nickte es und sagte: "Man nennt mich Dominie. Ich werde mich euch anschliessen, wenn ihr mich so nehmt, wie ich bin. Ich werde mich niemandem weiter beugen. Ich werde mich für niemanden verbiegen!"
Der Räuberhauptmann nickte leicht und deutete mit einem Lächeln auf die Peitsche. "Das freut mich zu hören. Nun kehrt hier endlich mal Zucht und Ordnung ein!" Dröhnend fing der Räuberhauptmann an zu lachen. Die meisten seiner Gefolgsleute lachten laut mit. Aber nicht alle, längst nicht alle...