Geschichte Bralkaras

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Die Vergangenheit

Unsere Geschichte beginnt mit der Niedergang der Turager, welche den Kontinent über Jahrhunderte beherrscht hatten. Es folgte eine dunkle Zeit für Bralkara, die von Kriegen, Seuchen und Völkerwanderungen geprägt war. Zahlreiche kleine Reiche entstanden und vergingen wieder und kaum eine Stadt auf dem Kontinent blieb von den Auseinandersetzungen verschont. Wie lange dieser Zustand anhielt ist nicht bekannt, da aus dieser Zeit genaue Aufzeichnungen fehlen, jedoch mögen wohl 300 Jahre oder mehr vergangen sein, bis sich wieder so etwas wie Frieden auf Bralkara einstellte.

Vom Krieg stark verändert war der Kontinent nun aufgeteilt in viele kleine Reiche und Stadtstaaten. Das große Reich der stolzen Turager war verschwunden. Lediglich die einstige Hauptstadt Turag, welche in ihrer Blütezeit weit über 500.000 Einwohner zählte, erinnerte mit seinen - nun schon größtenteils verfallenen - Prachtbauten, noch an das ehemalige Großreich Bralkaras.

Im Norden hatte sich eine kriegerische Allianz von Reichen gebildet, die vor allem durch ihre Raubzüge in die südlicheren Gebiete auffielen. Im Westen hatten sich die Gallander durchgesetzt, welche sich durch ihre hochwertigen Schmiedeprodukte und den profitablen Handel mit ihren Nachbarn einen gewissen Frieden und Wohlstand gesichert hatten. Die schwer zugänglichen Wälder im Zentrum Bralkaras wurden von den Sippen der Jänar beherrscht. Sie kontrollierten die wenigen Handelswege, die durch ihr Gebiet führten. Die im östlichen Zentrum gelegenen fruchtbaren Gebiete, waren hingegen übersäht von kleinen Stadtstaaten, deren Haupteinnahmequelle der Handel ihrer landwirtschaftlichen Produkten war. In den südöstlichen Steppen zogen kriegerische Nomadenvölker umher, allen voran die Sitschan, die für lange Zeit dieses Gebiet beherrschten. Im Südwesten von Bralkara erstreckte sich die riesige Wüste Nesh Malkar, die Todeswüste. In dieser lebensfeindlichen Gegend waren ebenfalls einige Völker, wie die Togodan oder Bralcurt sesshaft geworden. Ganz im Süden des Kontinents lebten die Inkena, die das einzige Dschungelgebiet des Kontinents dominierten.

Der Aufsteig der Lancedar

Für lange Zeit änderte sich an dieser Situation nur wenig. Zwar gab es immer wieder kleinere Schlachten und militärische Auseinandersetzungen, jedoch hielten sich diese immer in Grenzen und brachten nur selten politische Veränderungen mit sich.

Dies änderte sich jedoch, als eine kleine und zunächst unbedeutende Fürstenfamilie die Regentschaft über die kleine Stadt Lendom, wenige Tagesreisen westlich von Turag entfernt, an sich riss. Es war Xaves Lancedar, der Urgroßvater von Argrus Lancedar, welcher zum Stadthalter von Lendom ausgerufen wurde. Unter seiner weisen Herrschaft gedieh die kleine Stadt prächtig, wurde zu einem wichtigen Handelszentrum und wuchs im Laufe der Jahre zu einer Größe an, die sich mit Turag in seiner Blütezeit fast messen konnte.

Nach seinem Tod war es nur natürlich, dass Regan, der Sohn von Xaves Lancedar, den Stadtthron erhielt.

Doch während sein Vater noch in einer Zeit herrschte, die vor allem von Wiederaufbau nach dem langen Krieg geprägt war, so hatten sich zur Zeit des Regan bereits neue Mächte geformt, welche nach Macht und Reichtum dürsteten.

Die Nomadenstämme der Sitschan, aus den südöstlichen Steppen, überschritten immer öfter die Grenzen und drangen auf ihren Raubzügen immer tiefer in das Stadtstaatengebiet des Ostens vor.

Die Sitschan

Einst war der Südosten Bralkaras eine fruchtbare Gegend mit vielen Wäldern, wo die Bevölkerung hauptsächlich von Land- und Forstwirtschaft lebte. Doch die meisten Dörfer und Städte wurden in der dunklen Zeit nach dem Untergang der Turager, von zahlreichen Armeen fast völlig zerstört. Die Wälder wurden von den umherziehenden Horden abgeholzt, oder nieder gebrannt. Die Felder größtenteils mit Salz unfruchtbar gemacht. Ihrer Lebensgrundlage entzogen, wanderte viele der überlebenden Bewohner in andere Gebiete des Kontinentes ab, oder gaben ihr sesshaftes Leben zugunsten eines Nomadendaseins auf. Nur einige wenige Städte blieben noch bewohnt und dienten in erster Linie als Handelzentren der Nomaden. Die typische Einnahmequelle der Nomaden war die Viehzucht. Daneben galten sie als ausgezeichnete Jäger. Sie organisierten sich bald in Stammesverbänden und verpflichteten sich zu gegenseitigem Schutz und Loyalität, zu der sich vom Stammesführer über Frauen und Kinder bis zum einzelnen Krieger alle Stämme verpflichteten. Auch sicherte eine starre Hierarchie den Zusammenhalt des Stammes. Im Laufe der Jahrhunderte behauptete sich vor allem das Volk der Sitschan unter den Nomadenstämmen. Alsbald erstreckte sich ihr beherrschender Einfluss vom Kueschargebirge bis an die Ostküste und die salzigen Steppenseen im Westen.

Über die Armeen ihrer berittenen Bogenschützen wurde auf ganz Bralkara mit Ehrfurcht gesprochen: sie galten als die besten Reiter des Kontinents. Es mag hierbei zur Verständlichkeit beitragen, dass die Sitschan praktisch ihr ganzes Leben auf dem Pferderücken verbrachten und selbst Dinge des alltäglichen Lebens, wie essen, schlafen, oder das verrichten der Notdurft von dort zu erledigten wussten. Erzählungen behaupten, dass sie sogar die Fortpflanzung zum größten Teil auf dem Rücken ihrer Reittiere stattfand. Entsprechend war das Verhältnis zwischen Reiter und Pferd überaus innig und kein Verbrechen wog schlimmer als Pferdediebstahl.

In der Zeit von Regan Lancedars Herrschaft erreichten die Sitschan schließlich den Höhepunkt ihrer Macht und Ausbreitung. Sie kontrollierten nun nicht mehr nur die Steppengebiete, sondern versuchten auch ihren Einfluss auf die angrenzenden Regionen auszudehnen.

So wurden auch die Wüstenvölker der Togodan und Bralcurt an der Westküste von den Nomaden bedroht und ihre Karawanen, die wegen des Handels mit den Städten des Ostens das Steppengebiet durchqueren mussten, wurden oft Opfer von brutalen Überfällen der Sitschan. Diesen Umstand nutzte Regan Lancedar, um ein Bündnis mit den Fürsten der Togodan und Bralcurt gegen das räuberische Nomadenvolk zu schmieden. Unter der Führung von Regan waren der Allianz schon bald erste Erfolge beschienen, und die Sitschan wurden immer weiter zurück gedrängt. Schließlich gelang es Regan in einer letzten Schlacht gegen Dag-Aslan IV., dem Anführer der Sitschan, dessen Truppen vernichtend zu schlagen und in alle Winde zu verstreuen.

Durch diesen Sieg war es für Regan nun ein leichtes die zahlreichen Stadtstaaten des Ostens unter seiner Führung zu einen. Schon bald reichte der Einfluss der Lancedars über das gesamte Ostgebiet des Kontinents und der Handel mit den Völkern des Südens blühte.

Die Völker des Südens

Im Süden lebten vor allem die Togodan, Bralcurt und die Inkena. Diese hatten sich zwar aus völlig eigenständigen Volksgruppen gebildet, pflegten jedoch enge Kontakte untereinander, wenn gleich sie auch letztendlich meistens unter sich blieben. Das Interesse an den anderen Völkern rührte von einer starken wirtschaftliche Abhängigkeit her:

Die Togodan, dominierten die gewaltige Wüste Bralkaras. Zwar war das große Gebiet nur schwer zu überblicken, aber nur sie kannten jene Pfade, die von einer Oase zur nächsten verliefen und dem Reisenden ermöglichten schnell und sicher durch das Sandland zu kommen.

Mit diesem Wissen stellten sie die Macht des Südens dar, denn die Handelswege der Togodan waren für die Bralcurt und Inkena der einzige Weg mit den nördlicheren Völkern Handel auf dem Landweg zu treiben. Das wertvollste Gut für einen Togodan war naturgegeben das Wasser. Wasser war das Hauptzahlungsmittel, welches die Togodan einer Handelskarawane abverlangten, um sicheres Geleit durch die Wüste zu gewährleisten. Da aber die Bralcurt und Inkena über ausreichende Wasserreserven verfügten, waren die Forderungen der Togodan für sie nur mit wenig Aufwand verbunden. Diese wirtschaftliche "Wasser und Sand" Verflechtung sorgte dafür, dass alle drei Stämme ihren Wohlstand mehrten, und Kämpfe untereinander nur selten vorkamen.

Auch wenn sich die Südvölker also sehr nahe standen, waren sie letztendlich drei unterschiedliche Kulturen, die man gesondert betrachten muss.

Die Togodan

Die einzige größere Stadt, und damit auch gleichzeitig die Hauptstadt der Togodan, war Nash-Feshud. Gelegen in einer großen Oase, in der Mitte der Wüste Nesh Malkar. Neben Nash-Feshud gab es nur vereinzelte kleine Siedlungen der Togodan - verstreut in den Tiefen des sandigen Meeres.

Die typische Kleidung der Togodan waren lange helle und fließende Stoffe, welche den gesamten Körper bedeckten. Diese Art der Bekleidung schützte sie zum einen vor Hitze, zum anderen vor den beißenden Wüstenwinden. Während in anderen Regionen Bralkaras das Pferd als übliches Reittier verwendet wurde, hatten die Togodan ein besonderes Fortbewegungsmittel: die Bacmuls. Dies war eine den Wüstenbedingungen angepasste Tierart, welche lange Strecken ohne zu Trinken bewältigen konnte. In ihrem Körperbau ähnelten sie den auf Alirion bekannten Musmohren, jedoch waren sie etwas kleiner und stämmiger. Ihre zähe Haut und ihr dünnes Fell waren meist braun, hin und wieder aber fast weißlich.. Für die Togodan waren die Bacmuls nicht nur wichtige Reit- und Lastentiere: ihr Fleisch empfanden sie als äußerst wohlschmeckend, und das wollige Fell und ihr Leder diente als Grundlage für Stoffe und Kleidungsstücke. Die Vielseitigkeit dieser Tiere machte sie meist zum wertvollsten Besitz eines jeden Togodan.

Die Bralcurt

Das stolze Volk der Bralcurt war im Gebiet der Südwestküste Bralkaras heimisch. Im Norden und Osten durch die Wüste umschlossen, bildete im Westen das Meer eine natürliche Grenze. Entsprechend vom Rest Bralkaras isoliert, hatten die Bralcurt die dunkle Zeit nach dem Niedergang der Turager recht unbeschadet überstanden. Das Volk war einst in jenem Gebiet heimisch gewesen, dass später die Sitschan hervor brachte. Doch im Gegensatz zu den Nomaden, hatten ihre Vorfahren, nachdem ihre Heimat zerstört worden war, die große Wüste durchquert und waren schlussendlich an der Südwestküste sesshaft geworden.

Auch wenn sich die Bralcurt keiner direkten Bedrohung von außen ausgesetzt sahen, so mag ihre Vergangenheit erklären, warum der Militärdienst einen großen Stellenwert in der Gesellschaft einnahm. So erhielt ein jeder heranwachsende Bralcurt, der das 15. Lebensjahr erreicht hatte, eine militärische Grundausbildung. Auch wenn die Frauen nicht zum Dienst an der Waffe verpflichtet waren, war es doch üblich für die meisten Töchter der Bralcurt den Militärdienst zu absolvieren. Besonders in wohlhabenden Familien wurde den Töchtern, als Teil der Erziehung, die Waffenbeherrschung nahe gebracht.

Trotz ihrer regionalen Abgeschiedenheit unterhielten die Bralcurt enge Kontakte zu vielen anderen Völkern des Kontinents, da die Güter, die ihre Handwerker erzeugten, auf ganz Bralkara gefragt waren. Vor allem der weiße Marmor, der in den Bergen von Urubal abgebaut wurde, trug maßgeblich zum Reichtum der Bralcurt bei. Die Hafenstadt Usac in der Bucht von Tusadi zog deshalb viele dickbäuchige Handelsschiffe anderer Nationen an.

Die Inkena

Im Süden Bralkaras lagen die "Margrunwälder", das einzige Dschungelgebiet des Kontinents, welches unmittelbar an die Wüste Nesh Malkar grenzte und sich bis hin zur Küste erstreckte. In dem fast undurchdringlichen Urwaldgebiet lebten die Inkena schon lange bevor die Turager den Kontinent beherrschten.

Während die meisten Inkena in kleinen und funktionalen Dörfern im Dschungel lebten, stellte die an der Südküste gelegene Stadt Daschga das weltliche und religiöse Zentrum des Volkes dar. Die Prunkbauten und Tempelanlagen konnten sich mit jenen von Lendom oder Usac durchaus messen. Im Gegensatz zu den übrigen Völkern Bralkaras wurden die Inkena nicht von einem Fürsten regiert, sondern durch eine Priesterkaste, welche vor allem die Göttin Silva verehrte. Entsprechend bestimmten religiöse Bräuche und Rituale den Tagesablauf eines Inkena. Wir sollten erwähnen, dass die Menschen ihre Götter von Bralkara mit herübergenommen haben nach Alirion.

Im Gegensatz zu anderen Völkern kannten die Inkena keine Steuern im eigentlichen Sinne. Jedoch war es üblich, dass ein Händler für jeden seiner Geschäftsabschlüsse einen Teil der erworbenen Waren den Göttern opferte. Hierbei erwiesen sich die Götter als nicht sehr wählerisch. Sie akzeptierten sowohl Getreide, Tiere, Stoffe, aber natürlich auch Gold oder Diamanten, je nach den gehandelten Gütern.

Spitzzüngige Inkena behaupteten, dass die Priester vor allem Raziel huldigen würden, jedoch wagte dies niemand laut auszusprechen. Nur zu leicht erhielten die Priester von Azarath oder Malkar die Eingebung, dass diese nach einigen Menschenopfern verlangten. Hierbei dürstete es den Göttern - nicht selten und zweifellos recht zufällig vor allem nach jenen Menschen, die ketzerische Gedanken gegen die Priesterschaft hegten. Insofern lebten bei den Inkena nur sehr wenige kritische Menschen - und dies meist auch nicht sehr lange...

Die Völker des Nordens

Doch der Sieg Lancedars über die Sitschan und die engen diplomatischen Verbindungen mit den Völkern des Südens, erregte den Argwohn der nördlichen Kriegsfürsten. Sie befürchteten, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis Regan mit seinen Armeen in den Norden Bralkaras vordränge, um die Vorherrschaft über den Kontinent anzustreben.

Die Nordvölker Bralkaras entsprangen ursprünglich den Vyniken. Sie teilten sich jedoch schon vor der Zeit der Turager in die Hamina, Umea und Kemi. Trotz ihrer gemeinsamen Abstammung, gingen die drei Völker nur selten gemeinsame Wege.

Die gesellschaftliche Ordnung der Vyniken war von strengen Familien- und Sippenregeln geprägt. Um die Familienangehörigkeit eines Stammesangehörigen zu erkennen, trug ein jeder Vynike einen Gjör. Dies war ein besonderes Kleiderstück, welches über der Beinkleidung getragen wurde. Die Farben und Musterungen des Gjör waren für jede Familie einzigartig, und ergaben somit eine eindeutige Auskunft über jeden umherwandernden Vyniken.

Soweit es ging, blieb man allerdings unter sich und Fremden gelang es nur selten, in den Kreis einer Familie aufgenommen zu werden. Denn jedem Auswärtigen begegnete man mit großen Misstrauen, könnte er oder sie doch eine Bedrohung für die Familie darstellen. Die fast feindselige Haltung lebte auch in den Sippen und Dorfgesellschaften fort, so dass die Vyniken auch oft untereinander heftig stritten, da sie sich schnell durch ihre Nachbarn bedroht sahen.

Nun wird verständlich mit welch Skepsis die Nordvölker den Aufstieg des Hauses Lancedars beobachteten. Einzelne Herrscherfamilien des Nordens riefen die Nordvölker alsdann auf, ihre Truppen gegen das Reich der Lancedars ins Feld zu führen. Jedoch blieben diese Angriffe ohne größere Erfolge und Regan gelang es schon bald seine Nordsüd-Grenze zu sichern.

Von der scheinbaren Bedrohung angetrieben schlossen sich schließlich die drei herrschenden Familien des Nordens: das Haus Prokatres von Hamina, Selvasear von Umea und Marea von Kemi zu einem Bund zusammen, um gegen Regan gemeinsam vorzugehen.

Zuletzt scheiterten ihre Versuche nicht nur an dem Misstrauen, dass die Nordherrscher untereinander hegten. Denn Regan setzte eine große Streitmacht gegen den Norden in Bewegung, an dessen Spitze er selber ritt.

Die Armee, die vor allem aus Truppenverbänden der Oststädte, aber auch einigen kleineren Einheiten der Wüstenvölker und befriedeter Nomadenstämme bestand, überrannte nahezu die nördlichen Länder Bralkaras im Sturm. Regan war jedoch klug genug, seinen Sieg über den Norden politisch so zu verwerten, dass sich die großen Nordfürsten nicht nur als Verlierer des Krieges betrachten mussten. Deshalb teilte er den Norden in drei etwa gleich große Gebiete auf und setzte die Herrscher der Häuser Prokatres, Selvasear und Marea als Verwalter mit fast uneingeschränkten Machtbefugnissen ein. Gleichzeitig sorgte er für gesicherte Handelsrouten zwischen dem Norden und den Süden. Lancedar erschuf mit seiner Politik somit die erste friedliche Einigung der Nordlande.

Die Befriedung des Westens

Durch diese Taktik verloren die Handelswege der Jänar, die lange Zeit den einzigen sicheren Weg zwischen Nord und Süd beherrschten, immer mehr an Bedeutung. Der Einfluss der Jänar, welche vor allem vom Wegzoll für sicheres Geleit durch ihr Gebiet lebten, schwand zusehends. Schließlich gelang es Regan Lancedar die Jänar deshalb zu überzeugen, sich dem lockeren Staatenbund der Lancedars anzuschließen. Die befreundeten und verbündeten Reiche der Lancedars erstreckten sich nun schon fast über ganz Bralkara.

Der ständig wachsende Einfluss der Lancedar hatte aber bei den Gallander zu großem Missmut geführt. War ihr Gebiet lange Zeit nur von kleinen Reichen umgeben gewesen, die keine Bedrohung darstellten, sahen sie sich jetzt von einem schon fast geeinten Großreich umschlossen. Der für seine Skrupellosigkeit bekannte Admiral der Seestreitkräfte Gallands, Enric Tantolo, überzeugte den regierenden Senat der gallandeischen Hauptstadt Bermig, gegen den Staatenbund vor zu gehen, bevor dieser Galland angreifen könnte. Er schürte unter den Volksvertretern die Angst, dass Regan von dem Willen besessen sei, ganz Bralkara in seine Gewalt zu bekommen.

Tantolo entsandte eine weit über 50 Schiffe zählende Flotte zur Nordostküste. Unweit der Stadt Lendom sollten die Soldaten in das Gebiet der Lancedars einfallen. Die in Seekämpfen erfahrenen Soldaten Gallands gelang es auch ohne große Probleme ihr Ziel zu erreichen, da Regan über keine entsprechend ausgebildeten Seekräfte oder Schiffe verfügen konnte, um der Streitmacht Herr zu werden. So erreichte die gallandeische Armada bald die Küste und zerstörte zahlreiche kleinere Hafenstädte.

Von diesen ersten Erfolgen und seiner maßlosen Selbstüberschätzung angestachelt, sah sich Admiral Tantolo nun auch in der Lage zu Land gegen Regan Lancedar in den Kampf zu ziehen. So fielen seine Truppen in den Osten Bralkaras ein und standen bald vor den stark befestigten Toren Lendoms. Doch so überragend Tantolo auch bei Seeschlachten war, so sehr fehlte es ihm und seiner Armee an Erfahrung, um eine Belagerung zu führen. Sein Versuch Lendom zu erobern zerschellte deshalb bald kläglich an den hohen Mauern der Stadt.

Die Niederlage ihres berühmtesten Kriegsführers Tantolos bewog die Gallander dazu mit Regan einen Frieden zu vereinbaren. Schon bald schlossen sie sich dem Staatenbund der Lancedars an. Erstmalig seit Jahrhunderten war Bralkara nunmehr annährend vereint. Es fehlte dem Staatenbund jedoch: Ein König.

So rief Regan Lancedar eines Tages alle großen Fürsten des Kontinent zu sich, um aus ihrer Mitte den ersten rechtmäßigen Regenten über das wiedervereinigte Bralkara zu wählen. Es war letztendlich nicht verwunderlich, dass Regan einstimmig gewählt wurde, denn unter seiner Führung war Wohlstand und Frieden auf dem Kontinent eingekehrt.

Die Zeit nach Regan Lancedar

Als Regan Lancedar schließlich als erster Herrscher über ganz Bralkara - seit den Turagern - im hohem Alter verstarb, übernahm sein einziger Sohn Felbin die Krone des Reiches. Aus seiner Vermählung mit Prinzessin Aessena, der ersten Tochter des Pashkas der Bralcurt, entsprangen Argrus und Telias.

Jedoch beschloss Argrus, der Ältere der beiden, bereits in jungen Jahren, nicht den Königsthron von Bralkara anzunehmen. Er vertiefte sich, neben der Kriegskunst, zusehends in die Studien der Magie, um schließlich - etwa zeitgleich mit dem Verschwinden der Alten Völker auf Bralkara - den Kontinent ebenfalls zu verlassen.

Wenngleich die meisten Fürsten Bralkaras dem Hause Lancedar Treue geschworen hatten, so waren immer noch große Landstriche unbefriedet, und boten dem Königshaus erbitterten Widerstand.

In den Oststeppen hatten sich die Nachfahren der Nomaden wieder zusammen gefunden, um der alles dominierenden Macht des Kontinentes erbitterten Widerstand zu leisten. Im Namen der längst verschwundenen Sitschan, führen sie Krieg gegen die Lendomer und deren Vasalenstaaten, um ein unabhängiges Reich begründen zu können. Immer wieder kam es bald zu Überfällen auf die Garnisonsstädte Palmora und Xanves, die Regan einst zur Sicherung des Steppengebietes gegründet hatte. Auch die zahlreichen Siedlungen die gegründet worden waren, um diese Ländereien wieder nutzbar zu machen wurden das Ziel der rebellischen Nomaden.

In den Wäldern und Bergen nordwestlich des großen Salzsees Ubsu Nur, hatten sich einige abtrünnige Jänar angesiedelt. Von diesen, für schwere Armeen unzugänglichen Gebieten, unternahmen sie regelmäßige Überfälle und Raubzüge auf die Grenzregionen der königstreuen Reiche.

Doch während Bralkara heute wieder ein Kontinent ist, auf welchem zum größten Teil Friede und Wohlstand herrscht, zieht es immer noch zahlreiche wagemutige Männer und Frauen nach Alirion, um ein neues Leben fern der alten Welt zu begründen. Ihre Beweggründe sind unterschiedlicher Natur. Denn die Menschen, die Bralkara verlassen, sind nicht nur Abenteurer, sondern oftmals auch Menschen, welche die Regentschaft Felbins als Tyrannei empfinden. Auch Männer, die als zweites oder drittes Kind eines kleinen adeligen Hauses keine Aussicht auf eine nennenswerte Erbschaft haben, Verbrecher die auf Bralkara gesucht werden, oder entflohene Leibeigene machen sich oftmals auf die gefährliche und beschwerliche Reise nach Alirion. Kurz gesagt Menschen, die in der fest gefügten Gesellschaftsordnung Bralkaras keine Chance auf ein besseres Leben und Veränderung sehen. Aus allen bekannten und weniger bekannten Reichen und Völkern Bralkaras kommen sie zur Küste und machen sich auf die lange Seereise nach Alirion.

Alirion ist somit ein Schmelztiegel von Bralkaras Kulturen und Völkern. Losgelöst von ihrer Heimat leben die Nachkommen der Jänar, Gallander, Sitschan, Togodan, Bralcurt, Inkena, Vyniken und viele andere Völker Bralkaras heute Seite an Seite auf dem Schwesterkontinent. Und aus dieser Fülle an unterschiedlichen Kulturen und Abstammungen entwickelt sich auf engsten Raum eine neue, einzigartige Gesellschaft, deren Vielfalt dem Kontinent der Alten ein neues und nie dagewesenes Gesicht verleiht.

Völker der Bralkara : Turager (aus Überlieferungen), Lendomer (das Volk um die Haupstadt Lendom aus dem die königliche Familie stammt), Gallander, Jänar, Sitschan, Togodan, Bralcurt, Inkena, Vyniken (Sippen: Hamina, Umea, Kemi)