Schattenwesentrilogie

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Schattenwesen

Notizen des Mahdi


Ich erwachte in meinen Gemächern, geweckt durch leise Schritte. Ich blieb regungslos liegen. Wer war dieser Schatten, der sich mir näherte? War es einer der Bediensteten? Was hatte er hier zu suchen? Er hielt etwas in der Hand und als das Mondlicht darauf fiel, erkannte ich, was es war. Der Schatten kam mir immer näher und näher und das mit einem Schwert in der Hand. Was sollte ich tun? Ich hatte nur den Dolch, den ich immer am Bein trug, auch wenn ich schlief, aber ich musste es versuchen. Nun stand die Gestalt direkt neben meinem Bett. Sie erhob das Schwert und machte sich daran zuzustechen. In dem Moment riss ich den Dolch in meiner rechten Hand hoch und lenkte das Schwert ab, sodass es mich nur leicht an der Seite erwischte. Mit meiner linken Hand packte ich seinen Schwertarm und rammte ihm sogleich den Dolch in die nun ungeschützte Brust. Ich war verblüfft, als er meine rechte Hand zur Seite stieß und ohne zusammen zu zucken den Dolch heraus zog. Ich musste schnell reagieren, bevor er zustechen konnte. Ich trat mit ganzer Kraft gegen seinen Arm, den ich noch festhielt. Nach einem unangenehmen Knacken zog er seinen Arm zurück, welcher nun leblos an ihm herunter baumelte. Mit einer Seitwärtsrolle ergriff ich sein Schwert und wir standen uns auf dem Bett gegenüber. Ich wusste, würde ihn mein Angriff verfehlen, würde ich heute Nacht mit meinem eigenen Dolch zwischen den Rippen sterben. Würde er mich verfehlen, würde er von seinem Schwert durchbohrt. Dann plötzlich stieß er vor. Der Stoß zielte genau auf meine Brust. Ich riss meinen linken Arm hoch und er wurde vom Dolch durchbohrt, doch berührte meine Brust nicht mehr. Ich holte aus und mit einem Ruck wurde er von seinem Schwert aufgespiet. Er kippt zur Seite, wie ein nasser Sack. Sofort lief ich zu ihm hin, um zu sehen, wer mich versucht hat umzubringen. Ich zog die Kapuze des Umhangs zurück und erschrak. Dort, wo sich seine Augen befinden sollten war nichts. Keine Augenhöhlen. Ich wich zurück und war noch erstaunter, als der Inhalt des Umhangs - dieses Wesen - zu Staub zerfiel.

Einige Tage später erwachte ich in meinem Bett. Mein linker Arm und meine Seite waren komplett verbunden und alle Wunden versorgt. Mir wurde erzählt, dass die Wache vor meiner Tür das Klirren des Schwerts, als ich das Bewusstsein verlor, gehört hat und mich dann fand. Die Wache sagte jedoch auch, dass niemand mein Zimmer betreten habe. Wie ist dieses Wesen dann in mein Gemach gelangt? Über den Balkon? Der war extra so konstruiert, dass man weder hinaufklettern, noch sich vom Dach hinabseilen konnte. Was war dieses Wesen? Wer hatte es beauftragt?

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Schattenwesen II

Notizen des Mahdi


Erst wenige Tage waren vergangen seit dem versuchten Attentat auf mich. Seitdem habe ich versucht herauszufinden, was das Wesen war und wer es beauftragt hat. Nun stand ich auf der Bogenschießanlage und übte ein wenig. Es half mir, einen klaren Kopf zu bekommen. Ich hatte die Zeit vergessen und es war bereits dunkel, als sich direkt vor mir hinter der Zielscheibe ein Schatten aufrichtete. Sofort senkte ich meinen Bogen, da ich dachte mein Infanterist Kurt habe wieder zu tief ins Glas geschaut. Ich ging langsam auf ihn zu, um ihn zu fragen, ob alles in Ordnung sei, um ihn gegebenenfalls nach Hause bringen zu lassen, doch der Schatten wandte sich mir zu und etwas sirrte an meinem rechten Ohr vorbei. Ich stand wie angewurzelt da. Der Schatten hatte auf mich geschossen. War es wieder so ein Wesen? Ich konnte mich nicht bewegen. Ich stand dort wie gelähmt. Dies war mein Ende. Mit dem nächsten Schuss wäre ich tot. Ich dachte nur: „So darf es nicht enden! Beweg dich! Beweg dich!! BEWEG DICH!!!!“ Mit diesem Gedanken rammte ich mir die Spitze des Pfeils, den ich noch in der Hand hielt, ins Bein und der Schmerz machte mich wieder bewegungsfähig. Ich zog den Pfeil wieder heraus und hechtete nach rechts durch das Fenster einer Hütte. Der Pfeil, der angeflogen kam, streifte meinen linken Arm und riss die Wunde, die mir der erste Attentäter zugefügt hatte, wieder auf. Ich landete unsanft auf dem Rücken, legte aber sogleich den Bogen an und mein Pfeil sirrte durch das Fenster Richtung Schatten. Das nächste Geräusch war das klirren der Pfeilspitze auf der steinernen Mauer hinter dem Schatten. War der Pfeil durch ihn hindurchgeflogen? War er ausgewichen? Ich hatte keine Pfeile mehr. Was sollte ich nun tun? Ich schaute mich um und merkte, wo ich hier lag. Dies war die Hütte des Bogenmachers. Ich musste unwillkürlich Grinsen, als ich den Haufen Pfeile in der Ecke sah. Ich schnappte mir einen Köcher voll Pfeile und band ihn mir auf den Rücken. Dann nahm ich zwei Lederriemen und nagelte sie von innen als Schlaufe an einen der geschlossenen Fensterläden. Ich löste die Scharniere und zog den quadratischen Fensterladen in die Hütte, musste mich jedoch sofort nach hinten fallen lassen, da erneut an Pfeil angeschossen kam, der mein linkes Ohr nur knapp verfehlte. Nun steckte ich meinen Arm durch die Lederriemenschlaufen. So mit Bogen und Schild bewaffnet näherte ich mich der Tür der Hütte. Ich musste es nur zum Tor schaffen. Dort waren die nächsten Wachen. Ich trat die Tür auf und rannte los. Drei Pfeile blieben im Schild stecken und ich hechtete hinter einen Heuwagen. Nachdem ich innerlich bis drei gezählt hatte, lief ich weiter. Diesmal ging ich hinter ein paar Fässern gefüllt mit Schnaps in Deckung. Zwei Pfeile schlugen im Fass vor mir ein und der Schnaps begann auszulaufen. „Schade um den guten Schnaps.“, dachte ich. Es war feinste Ware aus Malkier, doch da kam mir die Idee. Ich riss ein Stück Stoff aus meinem Hemd heraus und tränkte es in dem Schnaps. Dann nahm ich einen der Pfeile aus dem Köcher und wickelte den schnapsgetränkten Stoff darum. Als nächstes Stieß ich eines der Fässer, die vor mir standen um und es rollte gemächlich in Richtung Schatten, blieb jedoch kurz vor ihm stehen. Wieder rannte ich los, doch diesmal nicht, um Deckung zu suchen, sondern in eine bessere Schussposition zu gelangen. Während ich lief, prasselten erneut Pfeile auf mich herunter. Einer davon durchschlug mein rechtes Bein und blieb darin stecken, doch ich lief weiter. Als ich an einer noch glühenden Feuerstelle vorbei kam, entzündete ich den Schnapspfeil, hechtete nach vorn, machte eine Rolle, kam kniend zum Stehen und hatte mein Ziel bereits im Visier. Ich ließ die Sehne los und der Pfeil sirrte mit einem Feuerschweif durch die Luft. Als er das Fass traf, explodierte es in einem riesigen Feuerball. Eine brennende Gestallt lief aus diesem heraus und ich schoss noch zwei Pfeile auf sie ab, nur um sicher zu gehen. Danach humpelte ich zu den Wachen, welche mich sofort in den Krankenflügel brachten, wo ich dann versorgt wurde. Noch immer hatte ich nichts konkretes herausgefunden, doch ich musste auf der richtigen Spur sein.

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Schattenwesen III

Notizen des Mahdi


Vor einigen Tagen hatte das erste Attentat stattgefunden, gestern das zweite. Langsam wird es lästig. Ich war gerade in meinem Gemach, als eine Wache hereingestürmt kam und etwas von einem ermordeten Bediensteten erzählte. Sofort packte ich meine wichtigsten Utensilien in eine Tasche und folgte ihm. Als wir am Ort des Geschehens ankamen, schaute ich mir alles genau an. Das Opfer hatte eine Brandwunde auf der Brust – in Form einer Hand. Ich befürchtete, es könnte erneut ein Attentäter sein und befahl den Wachen, das gesamte Schloss zu durchsuchen. Ich zog mir derweil meine Bromkrallenhandschuhe über und schlich ebenfalls durch die Gänge. Die Handschuhe bestanden aus Daraka-Fell und in jeden waren drei lange Bromkrallen eingearbeitet. Es wurde immer dunkler und das, obwohl es doch erst früher Nachmittag war. Plötzlich tauchte vor mir ein Schatten auf. Ich fiel rücklings auf den Boden und wich zurück. Der Schatten schaute mich an. Ich schaute verdutzt zurück, denn dieser hier hatte gelb leuchtende Augen. „Zwei meiner besten Leute sind an dem Auftrag dich zu eliminieren gescheitert. Immer wieder bist du entwischt, doch diesmal bin ich persönlich gekommen.“, sagte der Schatten. „Wer seid ihr? Wieso wollt ihr mich überhaupt umbringen? Was habe ich euch getan?“, fragte ich, während ich mich aufrichtete. „Wir haben dich gesucht und beobachtet, seit du in Alirion bist. Wir sind die, die du damals zurückgelassen hast, als du hierher kamst. Wir wollen Rache!“ „Ich wollte niemanden zurücklassen. Ich dachte, ihr wärt tot. Ich habe euer Schiff mit eigenen Augen sinken sehen.“, antwortete ich. „Pah! Alles nur Ausreden!“, sagte der Schatten und zog sein Schwert, dessen Klinge schwarz war. Er holte aus und schlug zu. Es sprühten Funken, als sein Schlag von den gekreuzten Krallen meiner Handschuhe geblockt wurden. Erneut holte er aus und ich musste zurück weichen. Ich versuchte einen Hieb, doch ich verfehlte ihn. Nun holte er zu einem Schlag von oben aus. Ich bekam die Klinge zwischen die Krallen meiner Handschuhe, sodass sie sich verkantete. Mit einem Ruck von mir brach die Klinge ab und fiel scheppernd zu Boden. Der Schatten versuchte nun, mich mit dem Rest der Klinge anzugreifen. Ich wich einen Schritt zurück und rammte ihm dann mit ganzer Kraft die Krallen in den Bauch, sodass sie komplett durch ihn hindurch gingen. Während er nun auf den Krallen des Bromkrallenhandschuhs hing und seine letzten Atemzüge tat, sagte der Schatten mit letzter Kraft: „Es tut mir Leid. Ich wollte nicht, dass es soweit kommt....Bruder.“ „Ich weiß.“, sagte ich , während ich seine Leiche langsam zu Boden legte. Ich hatte Mühe, meine Tränen zu verbergen, als ich die Wachen rief. Einige Tage später, als er begraben wurde, konnte ich meiner Trauer freien Lauf lassen. Es war ein grauer, regnerischer Tag. Ich wusste, dass mein Bruder mir verziehen hatte und raffte mich auf, denn es musste weiter gehen. Es gab noch viel zu tun für das Wohl meiner Dorfbewohner. Er hätte nicht gewollt, dass wegen ihm und mir die Dorfbewohner leiden, also versuche ich wieder so gut wie möglich in meinen normalen Tagesablauf zurückzufinden.

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